Die Rendzina wurde anlässlich der Weltbodentags am 5. Dezember 2024 in der Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommern in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt. Im Vordergrund standen dabei Bodenbildungen aus Schreibkreide, wie sie auf der Insel Rügen im Bereich des Jasmund markant hervortritt. Bewegt man sich knapp 100 km nach Nordwesten über die Ostsee, findet sich auf der dänischen Insel Møn eine ähnliche geologische Situation mit entsprechenden Bedingungen für die Bodenbildung. Vor diesem Hintergrund entstand die Idee einer „Kreiderendzina-Partnerschaft“ mit unserem nördlichen Nachbarland Dänemark. Die grenzüberschreitende Exkursion wird gemeinsam veranstaltet von den bodenkundlichen Gesellschaften beider Länder und dem Geologischen Dienst des Landes Mecklenburg-Vorpommern, das in diesem Jahr auch die Schirmherrschaft für die Aktion „Boden des Jahres“ übernommen hat und die Exkursion unterstützt.
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Am ersten Exkursionstag auf Rügen (gemeinsames Abendessen mit Einführungsvortrag, anschließendem Stadtrundgang und Übernachtung in Sassnitz) steht die Rendzina aus Schreibkreide unter Buche und Grünland sowie die initiale Bodenbildung auf Flächen des Kreideabbaus im Vordergrund. Den Rahmen bildet die komplizierte Geologie der Schreibkreide (Alter rund 70 Mio. Jahre), einer besonders reinen marinen Kalkablagerung. Sie ist reich an Mikrofossilien (v.a. Coccolithen als Reste von verschiedenen einzelligen Organismen) und meist locker gelagert. Charakteristisch sind auch zwischengelagerte, dunkle Bänder und Knollen von Feuerstein (Flint). Das Kieselgestein, das sich aus aufgelösten Skelettresten von Kieselalgen bildete, hat die Formen früherer Meeresorganismen (u.a. Seeigel, Kopffüßler „Donnerkeil“) nachgezeichnet und somit konserviert. Die pleistozäne Vergletscherung führte zur starken Aufschuppung und Faltung der Rügener Schreibkreide mit den darüber liegenden Moränenbänken und Fluvialkomplexen des älteren Pleistozäns. Der Bereich des heutigen Jasmund-Inselkerns war in der Endphase der Weichseleiszeit (Pommernstadium) ein Strompfeiler zwischen zwei Gletscherströmen des skandinavischen Inlandeises. Der westlich gelagerte Belt-Eisstrom beeinflusste durch seine tektonische Wirkung auch die dänische Nachbarinsel Møn in ähnlicher Weise.
Die 11 km lange Kreideküste der Stubnitz ist der bedeutendste geologische Aufschluss Norddeutschlands. Ein Einblick erlaubt der Besuch des modernen, 2023 eingeweihten Skywalk über dem Königsstuhl direkt neben dem Besucherzentrum des Nationalparks Jasmund. Mit 3.000 ha ist er Deutschlands kleinster Nationalpark, wobei seit 2011 ein Teil des Buchenwalds den Status eines UNESCO-Welterbes besitzt. Es handelt sich um das größte zusammenhängende Buchenwaldgebiet an der deutschen Ostseeküste.
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Am ersten Tag der Exkursion auf Rügen wird neben der geologisch-küstenmorphologischen und vegetationsökologschen Situation auch die Zielsetzungen des Natur- und Landschaftsschutzes und die Bedingungen der land- und forstwirtschaftlichen Nutzung erläutert. Das Kreidemuseum Gummanz und ein Blick in den noch aktiven Kreidetagebau Promoisel runden das Programm ab, bevor wir dann am Abend mit der Fähre ab Rostock auf die dänische Insel Falster übersetzen.
Nach Übernachtung in Nykøbing fahren wir über mehrere Ostseebrücken auf die Insel Møn. Im Bereich Gurkebakken werden flachgründige Rendzinen gezeigt, die früher teilweise ackerbaulich oder als extensive Weiden (Overdrev) genutzt wurden. Heute finden sich dort geschützte Trockenrasen mit einer einzigartigen Flora (v.a. Orchideen) und Fauna.
Das Waldprofil in einen sehr naturnahen Buchenbestand liegt im Bereich einer alten Fliehburg. Am Nachmittag besteht die Möglichkeit über den Treppenabgang unterhalb des Königinnenstuhls (Dronningestolen, 128 m ü.M.) das markante Kreidekliff (Møns Klint) zu erkunden. Alternativ ist ein Besuch des Geocenters mit seinen hochmodernen umweltpädagogischen Angeboten zu Geologie, Paläontologie, Glazial- und Küstenmorphologie sowie Ur- und Frühgeschichte möglich. Die Rückfahrt zum Fährhafen Gedser erfolgt vorbei an prähistorischen Hügelgräbern und der mittelalterlichen Wehrkirche Fanefjord mit ihren einzigartigen Kalkmalereien (optionaler Besuch). Die Exkursion endet am Spätabend in Rostock (Übernachtungsmöglichkeit oder individuelle Heimreise).