Aktuelles
Begründung für die Einrichtung der AG auf der Sitzung des Erweiterten Vorstandes der DBG im Januar 2020 in Dresden:
Das Verändern von Böden durch Baumaßnahmen kann als der dominierende bodenbildende Faktor der vergangenen Jahrzehnte verstanden werden. Hiervon ist die Funktionalität der (anthropogen veränderten) Böden unmittelbar und in starkem Maß betroffen.
Insbesondere große Infrastruktur-Baumaßnahmen stellen tiefgreifende Eingriffe in die Bodenfunktionen dar. Der Gefahr von vermeidbaren Verringerungen der Bodenfunktionen beim Bauen wird in der Schweiz, Österreich und Deutschland zunehmend durch eine Bodenkundliche Baubegleitung (BBB) begegnet. Bodenkundliche Baubegleitung erfordert spezifisches Bodenwissen, eine zuverlässige Wissensvermittlung und einen intensiven Erfahrungsaustausch.
Eingeführte Grundwerke zur Bodenkundlichen Baubegleitung korrelieren beispielsweise die Verdichtungsempfindlichkeit mit dem Wassergehalt / Körnung und dem Kontaktflächendruck, es werden Vorschriften zur Ablagerung und Trennung der Bodenhorizonte gegeben. Auswirkungen auf den Unterboden sind ausführlich von Lebert (2010, Im Internet: https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/461/publikatio...) beschrieben worden. In weiten Bereichen basiert die BBB jedoch auf nur bedingt zugänglichem Erfahrungswissen aus Bodenkunde, Land- und Forstwirtschaft, Naturschutz und dem Bauwesen. Zudem liegen bisher wenig baubetriebliche Erfahrungen beispielsweise beim Verlegen von Erdkabeln in Bezug auf die Umsetzung von Bodenschutzmaßnahmen vor. Ebenso sind bauverfahrenstechnische Risiken und betriebsbedingte Auswirkungen auf landwirtschaftlich genutzten Flächen noch nicht hinreichend bekannt. Grundsätzlich bedarf es jedoch wissenschaftlicher Grundlagen für die Beurteilung und Ableitung des standortabhängigen Potentials von Bodenfunktionsänderungen durch Baumaßnahmen.
Eine zunehmende Verbindlichkeit der BBB und initiale Forschungsaktivitäten in diesem Bereich machen die Gründung einer Arbeitsgruppe Bodenwissen und Baubegleitung (BBG) sinnvoll und im Sinne der Beteiligung der DBG an gesellschaftlichen Prozessen erforderlich. Dabei ist das Wirkungsgebiet der AG BBG räumlich nicht begrenzt.
Zur Realisierung des Bodenschutzes und insbesondere zum Schutz der Bodenfunktion der Landwirtschaftsstandorte durch Bodenkundliche Baubegleitung will die Arbeitsgruppe „Bodenwissen und Baubegleitung“ das Wissen zu klassischen Methoden der chemischen, physikalischen und biologischen Parameter zur Bewertung der Funktionen (von durch Baumaßnahmen beanspruchten) Böden verbessern.
Im Fokus stehen hierbei:
• Bodenwärmehaushalt, Bodenfeuchtehaushalt
• Bodenstruktur, Verdichtungszustand, Porenraum
• Wasserstau- bzw. Dränwirkung durch Baumaßnahme
• Aktivität Bodenleben
• Stickstoffhaushalt: Humusgehalt, Nitratgehalt (Boden, Sickerwasser)
• Nitratgehalt im Sickerwasser
• Nitratgehalt im Grundwasser (Trinkwasserfassungen)
• Ertragsveränderungen
• Bodenfruchtbarkeit
• Wasserhaushalt, Nährstoffhaushalt
• Eigenschaften des Pflanzenstandortes
• Bewirtschaftungserschwernisse
• Trennung baubedingter von bau- und betriebsbedingten Wirkungen
Weitere Ziele der BBG sind:
Anregen, Begleiten und Kommunizieren von Forschung zur BBB
Austausch und Kommunikation von Inhalten der BBB:
• innerhalb der BBG
• mit allen BBBlern und anderen Akteuren des Boden- und Umweltschutzes am Bau
• insbesondere mit Doktoranden und Berufsanfängern
• insbesondere über die drei DACH (Deutschland, Österreich, Schweiz) -Länder hinweg
• wissensbasiert und soweit sinnvoll unabhängig von ökonomischen Zwängen
• zur Optimierung der BBB
Zum Begrenzen der für die Kommunikation erforderlichen Ressourcen soll diese bevorzugt internetbasiert sein. Hierfür ist das Einrichten geschlossener und offener Plattformen vorgesehen, ergänzt durch Arbeitsgruppentreffen, Seminare, Konferenzen und Exkursionen. Veranstaltungen sollen in der Regel gemeinsam mit kooperierenden Bodenkundlichen Gesellschaften durchgeführt werden.
Die Mitgliedschaft in der BBG ist auch für Akteure des Baus ohne bodenkundlichen Hintergrund und für Mitglieder anderer Bodenkundlichen Vereinigungen, insbesondere die der deutschsprachigen Nachbarländer, offen.
Die AG Bodenwissen und Baubegleitung (BBG) soll ein Forum bieten, um Erkenntnisse zu bündeln. So kann auch sichergestellt werden, dass die Projektergebnisse in ein stetig aktualisiertes Regelwerk für Methoden einer bodenwissenschaftlichen Beweissicherung bei großen Infrastrukturmaßnahmen auf unterschiedlichsten Standorten münden. Erhobene Daten wie etwa die Änderungen des Temperatur- und Feuchtehaushalts in räumlicher und zeitlicher Ausdehnung finden zudem Eingang in Modelle, die zur Prognose bodenfunktionaler Veränderungen durch Baumaßnahmen unterschiedlicher Größenordnung beitragen sollen.
In Deutschland gibt es mittlerweile mehrere wissenschaftliche Institutionen, die sich mit den Folgen infrastrukturbedingter Bodenbeanspruchung und der Rekultivierung nach Bodeneingriffen durch Baumaßnahmen beschäftigen. Aktuell bekannt sind Forschungsarbeiten an der Martin-Luther-Universität Halle, Universität Hohenheim, Universität Göttingen, der TU Berlin und der Fachhochschule Soest.